Heckler & Koch soll Rehabilitationsfonds für Kindersoldaten einrichten

Pressemitteilung der Kritischen Aktionär*innen Heckler & Koch zur virtuellen Hauptversammlung der H&K AG am 01.10.2024

  • Wegen NS-Vergangenheit: „Heckler“ und „Koch“ aus dem Firmennamen streichen
  • Neuauflage der Hauptversammlung wegen Nachlässigkeit des Aufsichtsrats
  • In Krisen- und Konfliktgebieten kommen H&K-Waffen zum Einsatz


Stuttgart/Freiburg/Köln, 30.09.2024.
Auf der morgen stattfindenden virtuellen Hauptversammlung der H&K AG fordert das Bündnis der Kritischen Aktionär*innen Heckler & Koch die Einrichtung eines Rehabilitationsfonds für Kindersoldaten und die Streichung der Namen der Firmenmitgründer „Edmund Heckler“ und „Theodor Koch“. Das Bündnis kritisiert außerdem die Nachlässigkeit des Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Rainer Runte, durch die eine Neuauflage der Hauptversammlung vom 2. Juli notwendig wurde, und beantragt, Vorstand und Aufsichtsrat der H&K AG nicht zu entlasten.

„Wir fordern, dass H&K einen Rehabiliationsfonds für Kindersoldaten einrichtet“, sagt Jürgen Grässlin, Vorsitzender des RüstungsInformationsBüros (RIB). „Im bewaffneten Konflikt in Zentralafrika benutzten und benutzen Rebellen der Lord´s Resistance Army (LRA) u.a. das G3-Gewehr von Heckler & Koch. Der frühere Kindersoldat Innocent Opwonya, der von der LRA zwangsrekrutiert wurde und später fliehen konnte, bestätigt, dass er mit einem G3-Gewehr von H&K zum Kämpfen gezwungen wurde. Er setzt sich jetzt zusammen mit terre des hommes Deutschland, der DFG-VK, dem RüstungsInformationsBüro und anderen gegen den Einsatz von Kindersoldat*innen und gegen den Export von Kleinwaffen ein.“

„Der Aufsichtsratsvorsitzende von Heckler & Koch, Dr. Rainer Runte, war nicht in der Lage, vor Beginn der Aktionärsversammlung am 2. Juli 2024 die Beschlussfähigkeit der Hauptversammlung festzustellen“, bemängelt Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. „Da weniger als 50 Prozent des Grundkapitals bei der Präsenzversammlung in Rottweil anwesend war, musste die Hauptversammlung abgebrochen werden. Wegen der Nachlässigkeit des Versammlungsleiters sind die Aktionärinnen und Aktionäre am 2. Juli umsonst zur Hauptversammlung nach Rottweil gereist und werden jetzt mit einer virtuellen Hauptversammlung abgespeist.“

„Die starke Verbreitung von Waffen in den USA fordert Tausende von Menschenleben und gefährdet die Demokratie“, bemerkt Verena Nerz von pax christi. „Heckler & Koch beliefert diesen Markt bzw. lizenzierte Waffenhändler und generiert dort einen hohen Teil seiner Umsätze. Dies widerspricht der Maxime des Unternehmens, ´der Sicherung nachhaltigen Friedens´ und ´nachhaltiger Schaffung bzw. Erhaltung innerer und äußerer Sicherheit´ dienen zu wollen.“

Die Kritischen Aktionär*innen Heckler und Koch fordern auch eine Änderung der Exportstrategie der Waffenfirma. Die Strategie, nach der Heckler & Koch „grundsätzlich (…) nur Staaten (beliefert), die der Europäischen Union und/oder der NATO angehören oder NATO-gleichgestellt sind“, lässt weiterhin Ausnahmemöglichkeiten zu. Auch ausgewählte Sicherheitspartner Deutschlands können demnach als „grün“ gelten. Darunter fiel im vergangenen Jahr beispielsweise Singapur. Der südasiatische Stadtstaat ist den meisten zentralen Menschenrechtsverträgen nicht beigetreten.

Hintergrund für die Forderung, die Namen der Firmenmitgründer „Heckler“ und „Koch“ aus dem Firmennamen zu streichen, sind die Erkenntnisse einer Studie der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte. „Demzufolge war Edmund Heckler ein Karrierist, der im Kontext von Massenvernichtung und Zwangsarbeit Karriere gemacht hat“, betonen die Kritischen Aktionär*innen Heckler & Koch.

„Zwar reagierte der H&K-Vorstand erleichtert auf die Studie, weil der Firmengründer Edmund Heckler im sächsischen Taucha in einem Werk gearbeitet haben soll, in dem es keine KZ-Häftlinge gab, sondern „nur“ zivile Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter. Doch auch zivile Zwangsarbeit war ein NS-Verbrechen. So sagte der Historiker Martin Clemens Winter, der zur Rolle des Leipziger Rüstungsunternehmens Hugo Schneider AG (HASAG) im Nationalsozialismus forscht, dass ´generell die ganze Rolle der HASAG zu wenig beachtet werde: Diese Firma hat Munition für den deutschen Vernichtungskrieg produziert, die auch bei Massenerschießungen von Jüdinnen und Juden in Osteuropa eingesetzt wurde, und war dringend notwendig für Nazideutschland, um diesen Krieg zu führen.´“ Wie Heckler war auch Theodor Koch Teil der nationalsozialistischen Vernichtungsstrategie. Um sich von den Machenschaften des NS-Regimes zu distanzieren, muss sich das Unternehmen in all seinen Bereichen einen neuen Namen geben.

Gegenanträge:

Quellen:

Pressekontakte:

Jürgen Grässlin, RIB e.V., DFG-VK, „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“
Mobil: 0170-6113759, jg@rib-ev.de, www.rib-ev.de, www.gn-stat.orgwww.aufschrei-waffenhandel.de, www.dfg-vk.de

Markus Dufner, Dachverband Kritische Aktionärinnen und Aktionäre,
Tel.: 0221-5995647, Mobil: 0174-4038806, dachverband@kritischeaktionaere.de, www.kritischeaktionaere.de

www.kritischeaktionaere.de/heckler-koch/heckler-koch-soll-rehabilitationsfonds-fuer-kindersoldaten-einrichten/

 

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