zur Firmengründung von Heckler & Koch und den Biografien der drei Firmengründer
„Brownwashing“ der Nazivergangenheit von H&K-Firmengründer Edmund Heckler / Firmengründer und Namenspatron E. Heckler war in der Zeit des Nationalsozialismus wichtiges Zahnrad in der NS-Vernichtungsmaschinerie / RIB e.V. fordert Konsequenzen
Das Kritischen Aktionär*innen Heckler & Koch und mit ihnen mehrere Friedenorganisationen – wie das RüstungsInformationsBüro (RIB e.V.), die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), Ohne Rüstung Leben (ORL) und pax christi – haben bei den vergangenen Hauptversammlungen der Heckler & Koch AG wiederholt die braune Vergangenheit des Firmengründers Edmund Heckler in der Zeit des Nationalsozialismus scharf kritisiert.
Zu der aktuell publizierten Vorabinformationen der diesbezüglichen Forschungsstudie der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte (GUG) und der gestrigen H&K-Pressemitteilung gilt festzustellen:
„Die GUG-Studie bringt neue Erkenntnisse zu den Machenschaften des H&K-Firmengründers Edmund Heckler ans Tageslicht. Nicht bestätigt wurde der in Medien erhobene Vorwurf, Heckler sei direkt für das Panzerfaustprojekt bei der NS-Waffenschmiede HASAG verantwortlich gewesen. Desgleichen scheinen die Vorwürfe, Heckler habe in dem von ihm geleiteten HASAG-Werk in Taucha KZ-Insassen eingesetzt.
Dagegen wurden andere Vorwürfe bestätigt, die tief blicken lassen:
• Edmund Heckler leitete das HASAG-Werk in Taucha und besaß eine Prokura.
Damit war Heckler in führender Position bei einer der bedeutendsten NS-Waffenschmieden tätig, die massiv in die systematische Vernichtung von Millionen Menschen durch das NS-Regime involviert war.
• Der Munitionsexperte Heckler beriet das Unternehmen und war somit am Aufbau der Munitionsfabrikation in der Rüstungsindustrie beteiligt.
• Edmund Heckler verschwieg nach Ende des Zweiten Weltkriegs gegenüber der US-Army, dass Zwangsarbeiter in der HASAG-Rüstungsproduktion eingesetzt waren.
• Die Gräueltaten an Hunderten von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter bei der HASAG können dem NS-Schergen und späteren NSDAP-Mitglied Edmund Heckler nicht entgangen sein.
• Nach Kriegsende schrieb Heckler an den Bürgermeister von Taucha, dass die Versorgung der noch in Taucha verbliebenen Häftlinge nicht die Aufgabe des Unternehmens sein könne.
Erfreulich klar stellt die GUG-Geschäftsführerin Andrea H. Schneider-Braunberger fest, dass Edmund Heckler für ein Unternehmen aktiv war, das in die Vernichtung von unzähligen Menschen involviert war. „Heckler hat 1936 entschieden, in einem Rüstungsunternehmen unter einem SS-Mann zu arbeiten“, so Schneider-Braunberger. Gemeint ist die HASAG, bei der mit Generaldirektor Paul Budin „ein 100-prozentiger Nationalsozialist an der Spitze“ stand. Budin pflegte persönliche Kontakte zum Reichsführer SS, Heinrich Himmler, und berief viele SS-Offiziere auf bedeutende Posten“.
Genau bei diesem Unternehmen mit diesem Generaldirektor war Edmund Heckler als Werksleiter tätig. Nach den bislang vorliegenden Fakten ist der GUG – zumindest anhand deren Zwischenergebnisse – vorzuwerfen, dass sie Edmund Heckler „als Rädchen in einem brutalen Getriebe“ schönredet und damit dessen Rolle in der NS-Vernichtungsmaschinerie verharmlost. Die GUG-Historiker bezeichnen Edmund Heckler lediglich als „Karrieristen und Opportunisten, der sich mit seinem Fachwissen in den Dienst der wehrtechnischen Industrie stellte“ (siehe Pressemitteilung H&K vom 18.09.2023 als Attachment anbei). Eine solche euphemistische Einschätzung ist wahrlich kein Ruhmesblatt in den fachwissenschaftlichen Analysen der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte.
Die GUG lässt unerwähnt, das ohne die all die „Rädchen“ wie Edmund Heckler das gesamte NS-Rüstungsgetriebe nicht hätte funktionieren können. Ohne Opportunisten und Karrieristen wie Heckler wäre der Tod von Millionen Menschen durch das verbrecherische Regime des NS und die damit verbundene industrielle Vernichtung auch von jüdischem Leben in Deutschland nicht möglich gewesen.
Das RüstungsInformationsBüro fordert Vorstand und Aufsichtsrat der Heckler & Koch AG auf, jetzt die dringend notwendigen Schritte gegen das „Brownwashing“ auf den Weg zu bringen:
1. Die H&K-Führung muss nicht nur die Mitschuld der HASAG, sondern auch die des Experten für die Munitionsherstellung Edmund Heckler beim Massenmorden der Nationalsozialisten unumwunden eingestehen.
2. Die Führung der Heckler & Koch AG muss klarstellen, dass H&K-Firmengründer Edmund Heckler Mitverantwortung als Beteiligter der NS-Vernichtungsmaschinerie auf sich geladen hat.
3. Wollen der heutige H&K-Vorstand und -Aufsichtsrat in ihrem demokratischen Ansinnen ernst genommen werden, darf der Nazischerge Edmund Heckler nicht länger Namenspatron der Heckler & Koch-Gesellschaften sein.
Jürgen Grässlin, Vorsitzender RIB e.V., Bundessprecher DFG-VK, Aktivist der Kritischen Aktionär*innen Heckler & Koch